Eine Flaute in Sachen Sex – (k)ein Grund zur Panik!?
Ich glaube wir alle kennen Phasen, in denen Sex keine so große Rolle spielt, quasi kein oder wenig Wind im Sex-Segel steht. Diese Phasen dauern vielleicht nur ein paar Tage oder Wochen, eventuell mehrere Monate oder auch manchmal länger. Vielleicht ist die Lust auf Sex dabei reduziert. Oder sie ist da und es gibt gerade keinen Partner. Oder es gibt einen Partner und… Viele Varianten sind möglich.
So eine Phase ist menschlich.
Völlig normal. Und kann im Leben immer mal wieder vorkommen. In unserer Gesellschaft begegnen uns täglich Eindrücke, die uns an Sex erinnern und somit auch indirekt daran, dass wir gerade weniger haben als wir uns wünschen. Oder als wir denken, haben zu sollen. Denn oft, wenn uns nicht gefällt, dass wir gerade keinen oder wenig Sex haben, liegt es daran, dass in unserem Kopf die Vorstellung existiert, es sollte eigentlich anders sein.
Ist unsere innere Idealvorstellung also das Problem?
In gewissem Maße ja. Denn immer, wenn wir ein Bild in uns tragen, wie etwas sein sollte und wir es gerade als anders erleben, erfüllen wir unsere innere Vorstellung nicht. Das Ist weicht also vom Soll ab. Diesen Zustand empfinden wir tendenziell als Leid oder Mangel. Und somit haben wir ein Problem, in gewisser Weise von uns selbst konstruiert.
Es lohnt sich, zunächst zu schauen, ob es unsere eigene innere Vorstellung ist.
Oder ob es sich vielleicht eher um eine fremde bzw. übernommene Idealvorstellung handelt, wie beispielsweise die des Partners. Oder, dass wir z. B. Artikel und Umfragen über ein erfülltes Sexleben gelesen haben. Wir uns als anders als die Gesellschaft oder Freunde empfinden. Alle derartigen Szenarien laufen darauf hinaus, wir seien mit unserem aktuellen Istzustand nicht richtig.
Möglicherweise ist in dieser Phase einfach etwas anderes wichtig.
So kann es sein, dass Lebensumstände phasenweise andere Prioritäten erfordern und es somit sogar dienlich ist, das anzunehmen. Phasen der Veränderung beispielsweise, die viel Kraft und Energie kosten. Wie ein Umzug, ein Jobwechsel, Schwangerschaft und in die Elternrolle schlüpfen, ein anderes privates Projekt, intensive Selbstreflexion oder gar Krankheit und Genesung.
Auch das ist normal.
Es lohnt sich dann für sich selbst ehrlich zu schauen, was gerade wirkt, dass wir keinen oder eher wenig Sex haben. Und uns zu fragen, ob wir wirklich etwas vermissen und wenn ja, was das ist. Ob es Sex ist oder Nähe. Leidenschaftliches durchs Bett tollen oder die Verbundenheit mit dem/einen Partner. Oder ein anderes Bedürfnis nicht erfüllt ist.
Wenn ein Bedürfnis nicht erfüllt ist, kann das schon ein Hinweis auf die Lösung sein.
Manchmal braucht es ein bisschen Zeit dies zu erkennen. Dafür kann es hilfreich sein, sich selbst in der Phase der Flaute zu beobachten. Mit sich in Kontakt zu gehen, um von innen heraus zu erspüren, welches Bedürfnis gerade unerfüllt bleibt und wie selbstverantwortlich die Erfüllung erreicht werden kann und was das eigene Ziel dabei ist.
Auch kann die als Flaute empfundene Phase eine Art Übergang in der Entwicklung sein.
Dies kann sich einstellen, wenn etwas Altes innerhalb der Sexualität nicht länger dienlich ist oder gebraucht wird. Wir vielleicht in der Vergangenheit Sex hatten, der nicht wirklich erfüllend war. Dies bewusst geworden ist und nun die Frage im Raum steht, was denn das Neue und Erfüllendere sein kann. Wohin die Reise nun gehen darf.
Was auch immer die Ursache ist…
…es ist okay. Sieh dir deine Situation bewusst an. So oder so bedeutet eine Phase mit weniger Sex und ggf. auch weniger Lust, dass du ein Mensch bist. Dass das Leben eben nicht linear und immer gleich verläuft, sondern in Zyklen. Es wird auch wieder eine Phase kommen, in der es anders ist. So oder so:
Es ist langfristig eine Chance, Neues in die Sexualität einzuladen.
Und wenn du noch nicht weißt, wie das Neue aussehen kann, beschäftige dich gern damit. Male es dir aus. Lass deine Fantasie spielen. Besinne dich auf dich und deinen Körper. Praktiziere wenn du Lust hast Sex mit dir selbst, bei dem du dich ein Stück weit erkundest und erforscht.
So formt sich Stück für Stück ein Bild davon, was nach der Flaute sein kann.
Wie der gewünschte Sex sein darf. Wie eine nahe Beziehung zu (d)einem Partner sein darf. Was darin einen festen Platz hat, was des bisher Bekannten bleiben und was Neues hinzu kommen darf. Auch kann sich mit der Zeit zeigen, wie konkrete Schritte aussehen können, um auf die Zeit nach der Flaute zuzugehen. Und ja, die Schritte dürfen so klein sein, wie dir damit wohl ist.
Denn Geduld ist ein guter Begleiter.
Lass dir Zeit. Gedanklich, körperlich, mit deiner Lust. Mit der Lust des Partners. Oder mit dem Finden eines Partners. Wichtig ist, dass dir trotz kleiner Schritte bewusst ist, wohin du möchtest. Was dein Ziel ist. Und dann auf deinem Weg freundlich zu dir bist, ohne dabei einzuschlafen.
Vertraue darauf, dass wieder Wind kommt.
Vielleicht erst wenig und sich langsam steigernd. Vielleicht kommt er auch mal fies von vorn oder der Seite. Und immer hilft er dir, deinem Ziel näher zu kommen und es gar zu erreichen, wenn du es im Auge behältst.
Liebevoll Geduld sendend