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Februar 22, 2017

Über Sex reden – okay oder ein Tabu?

Einbahnstraßenschild

Keine Frage, ich tue es hier.

Schreibe über Sex. Vielleicht ist das für dich an einigen Stellen ein wenig befremdlich. Weil du es als zu intim, offen, präzise oder eventuell sogar als anstößig erlebst. Und vielleicht hat es auch eine andere Seite.

Wir alle haben eine Sexualität.

Wie auch immer sie ausgeprägt ist. Ob sie eine hohe oder eher niedrigere Priorität hat. Wir viel oder eher wenig Zeit mit ihr verbringen. Wir neugierig und entwicklungswillig sind oder uns auf bereits Herausgefundenes verlassen möchten. Entscheidend ist:

Was lebst du? Und wie geht es dir damit?

Und um diese Frage beantworten zu können, glaube ich, braucht es eine bewusste Auseinandersetzung mit deinem Verhältnis zu deiner Sexualität. Zunächst einmal für dich selbst. Schau dir an, was ist. Welche schönen und vielleicht auch weniger schönen Erfahrungen du in deinem Leben bisher in Bezug auf Sex und deinen Körper gemacht hast.

Viel ist nicht besser als wenig. Und wenig nicht besser als viel.

Das gilt für das, was du bisher erlebt und gelebt hast. Und was du dazu kommuniziert hast. Nimm wahr, was ist, ohne es zu bewerten. Und dann kannst du dir darüber klar werden, wie es sich für dich anfühlt. Ob es stimmig ist, dir entspricht, sich authentisch anfühlt. Oder ob du zum Beispiel irgendwo Begrenzungen spürst, Wünsche in dir existieren, etwas anders zu machen. Du vielleicht bei gewissen Themen Scham empfindest.

Bist du bereit, dich mit anderen Menschen darüber auszutauschen?

Vielleicht hast du es längst getan. Mit deinem Partner und/oder engen, vertrauten Freunden. Wunderbar. Vielleicht war dieser Austausch völlig frei von verbalen Herausforderungen, Begrenzungen oder gar Scham. Dann bist du wirklich weit. Wenn du auch zu jedem Zeitpunkt präzise warst, ohne um den heißen Brei zu reden: Respekt. Wenn du all dies oder Teile davon noch nicht getan hast: Es ist okay. Wenn du dir wünscht, es zu tun: Probier es aus.

Je häufiger und präziser du über Sexualität redest, desto normaler wird es.

Wenn es dir schwer fällt, fang klein an. Du kannst zum Beispiel zunächst deinem Spiegelbild erzählen, wie du dich gern selbst befriedigst oder von jemand anderem befriedigt wirst. Was dich erregt, welche Wünsche in der schlummern. Oder oder oder. Lächle es dabei an und spare keine Details aus. Finde die passenden Worte und mache dir einen Spaß daraus. Wenn sich das für dich gut und sicher anfühlt und du möchtest, spreche mit einer dir vertrauten Personen über dieses Thema. Oder über andere Themen, die sich spontan entwickeln.

In der Regel freut sich dein Gegenüber sogar sehr über deine Offenheit.

Dein Vertrauen. Dein Vermögen, den Anfang zu machen. Deinen Mut. Auf diese Weise ist es möglich, dass sich unglaublich tolle Gespräche entwickeln. Verbundenheit entstehen kann, weil du das teilst, was dich beschäftigt. Weil dein Gegenüber auch teilt, was ihn beschäftigt. Ihr gegenseitig Respekt füreinander habt. Euch bereichert. Intimität herstellt.

Und wozu das alles?

Aus meiner Sicht wäre es schön, in einer Welt zu leben, in der es normal ist, sich über sexuelle Themen auszutauschen. Angstfrei und ohne Scham. Bewusst und vorurteilsfrei. Respektvoll und wertschätzend. Denn so können wir unsere individuellen Erfahrungen teilen und voneinander lernen. Neue Sichtweisen, Vorlieben, Methoden und Techniken kennenlernen. Und uns alle gegenseitig bereichern. So wie ich es sehe und erlebe, sind wir da allerdings noch nicht.

Wenn jeder einen Teil dazu beiträgt, kann es gelingen.

Davon bin ich überzeugt. Deswegen schreibe ich über Sex. Vielleicht ermuntert es dich …

Mit Vergnügen

Yvonne