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Juli 30, 2017

Blickkontakt – eine Einladung zum Explorieren und Reflektieren

Löwe dich anblickend

Jemandem mal so richtig lange in die Augen schauen.

Ohne sich dabei zu berühren. Also mit ein wenig Abstand zwischen den Körpern. Auch ohne dabei zu sprechen oder zu lachen. Atmen sollte allerdings nicht vergessen werden. (Das geht im Stehen oder Sitzen ganz gut, ich empfehle Stehen). Und dabei wahrhaft beobachten, was erkennbar ist. In den Tiefen der Augen des Gegenübers. In der Verbindung, die durch den Blickkontakt entsteht. Und in dir selbst.

Den Blickkontakt herstellen und dann?

Was kannst du in den Augen deines Gegenübers wahrnehmen? Vielleicht siehst du zunächst einmal nur die Augen. Vielleicht kommt dir Freundlichkeit entgegen. Oder beinah eine Einladung. Vielleicht aber auch eine gewisse Distanziertheit. Möglich ist auch, dass du Unsicherheit oder eine abwartende Haltung sehen kannst. Denn es ist zweifelsfrei etwas Intimes, sich über längere Zeit in die Augen zu sehen. Es braucht Vertrauen. Dazu ist nicht jeder sofort im vollen Umfang bereit.

Es lohnt sich, sich auf das Experiment einzulassen.

Dazu bedarf es einer Öffnung. Bei demjenigen, der den Blickkontakt in dieser Form sucht. Und bei demjenigen, der ihn erwidert. Es kann eine anfängliche Phase des beiderseitigen Auslotens geben. Dessen, was für beide in diesem Kontakt okay ist. Die kann sich dann wandeln, zu etwas werden, was eher forschend ist. Was kommen für Bilder und Assoziationen beim Betrachten des anderen Augenpaares auf?

Was kannst du dabei in dir spüren?

Wie nimmst du deinen Körper und deinen Geist dabei wahr? Vielleicht bist du ganz versunken in das Erlebnis oder dein Körper oder Geist meldet sich, mit bestimmten Gedanken oder Reaktionen. Vielleicht erlebst du auch Emotionen. Kannst deine eigene Kraft, Neugierde, Freude oder vielleicht auch Unsicherheit erleben. Denn es entsteht, sofern beide sich darauf einlassen, eine besondere Verbindung. Das können intensive Erlebnisse sein.

Mit einem Lover, Freund, Bekannten …

Alle diese Varianten haben ihren ganz eigenen Charme. Wenn ihr euch bereits kennt und dieses Experiment miteinander macht, kann es sein, dass eine sehr tiefe Verbindung entsteht. In der gemeinsame Erfahrungen und die gegenseitige Zuneigung mitschwingen. Es möglicherweise sogar heiß und erregend wird. Vielleicht aber auch Unsicherheiten oder Ängste erlebbar werden. Oder etwas Anderes oder Neues auftaucht.

… oder einem Fremden.

Es ist auch ein besonderes Erlebnis einem wirklich fremden Menschen lange und tief in die Augen zu sehen. Wenn ihr an sich nichts über einander wisst. Maximal wisst, ob ihr euch äußerlich und von der Ausstrahlung her eher sympathisch oder eher unsympathisch seid. Ihr könnt dabei schauen, ob ihr in den Augen den äußerlichen Eindruck wieder erkennt und welche Geschichte die Augen erzählen. Dabei so offen und unvoreingenommen sein, wie eben möglich.

Sei bei allem präsent mit dir.

Achte darauf, dass du vor der Begegnung in einer guten Verbindung mit dir bist. Den Kontakt zum Boden spüren kannst. Schau, dass du konstant und tief atmest. Aus dieser Haltung kannst du dann bewusst in die Begegnung mit einem anderen Menschen gehen. Dabei bei dir bleiben und dich doch öffnen für deinen Gegenüber. Die Welt in dich hineinlassen und der Welt etwas von dir preisgeben.

Beobachte dich im Kontakt achtsam.

Wie ist dein Stand, dein Sitz? Deine Atmung? Verändert sich dabei etwas? Wenn ja, was? So wunderbar es auch ist, auf diese Weise etwas über einen anderen Menschen zu erfahren, so erfährst du das meiste vielleicht über dich selbst. Aus allem, was du in und mit dir in diesem Kontakt erlebst, kannst du etwas über dich lernen.

Geh möglichst absichtslos in die Begegnung.

Es geht nicht darum zu flirten, dein Gegenüber herauszufordern oder zu verführen. Es geht mehr darum, in der Begegnung mit genau dem zu sein, was gerade ist. Wenn sich bei dir also eine erotische Spannung oder eine körperliche Erregung aufbaut, ist das natürlich völlig okay. Wenn es einfach ein neugieriges und achtsames Eintauchen und Beobachten ist, ebenso.

Nehmt euch ein wenig Zeit dafür.

Es kann spannend sein, den Blickkontakt über mehrere Minuten zu halten und zu beobachten, was sich über die Dauer evtl. verändert. Auch kann es spannend sein, dass ihr vereinbart, dass jemand die Führung hat. Also bestimmt, wann und wie der Kontakt aufgenommen und beendet wird. Anschließend könnt ihr es noch einmal andersherum machen und schauen, wie ihr euch in den unterschiedlichen Rollen erlebt.

Und lasst die Erfahrung sachte ausklingen.

Findet einen sanften Übergang zurück in die Welt und ins Miteinander. Ich finde nicht, dass über das Erlebte zwangsläufig gesprochen werden muss. Wenn euch nach Austausch ist, schaut, dass er so geschieht, dass er für beide okay ist. Beschreibt vielleicht primär, was ihr bei der Exploration ganz für euch selbst erlebt habt. Und habt dabei präsent, dass alle Bilder, Eindrücke und Emotionen die ihr erlebt habt, vielleicht mehr über euch verraten als über euren Gegenüber.

Darüber hinaus kannst du reflektieren, wie du Blickkontakt in deiner Sexualität einsetzt.

Es kann ja sein, dass er eher zufällig entsteht. Zum Beispiel auf der Straße, beim Flirten, im Gespräch oder im Bett. Dann kann er gleichermaßen willkommen sein oder vielleicht auch als unangenehm empfunden werden. Die Entscheidung vom Weggucken und den Kontakt halten kann im Raum stehen. Von welchen Gedanken und Emotionen wird das bei dir begleitet? Auch möglich ist, dass du Blickkontakt sogar anstrebst. Das ist ebenso okay und du kannst dich fragen: Was ist die Absicht dabei?

Beim Partnersex Blickkontakt zu erleben,

ist für viele Menschen etwas sehr Schönes und Besonderes. Andere Menschen wiederum haben die Augen eher geschlossen. Für viele Menschen gibt es auch abwechselnde Phasen. Wie ist das für dich? Und wie erlebst du dich beim Sex mit geschlossenen Augen und beim Blickkontakt mit deinem Partner? Ich bin mir sicher, dass es einen Unterschied gibt. Vielleicht hast du Lust, das für dich zu entdecken.

Blickkontakt als Experiment, Spiel oder Ausdruck von Verbindung.

Alles ist möglich. Auf der Straße, im Restaurant, zu Hause oder im Bett. Mit Fremden, Freunden und Bekannten oder mit dem Partner. Flüchtig, gehalten oder wirklich lange und tief. Eher oberflächlich, fester oder verbindend. Forschend und liebend.

Ich wünsche dir viel Freude beim Explorieren und Reflektieren

Yvonne